Liz Marsham, die Autorin des offiziellen Critical Role Kochbuchs Rezepte aus Exandria, gibt uns im Interview nicht nur Einblicke in die Entwicklung des Buchs. Sie erzählt von ihrer Leidenschaft für Critical Role, den Herausforderungen bei der Rezeptentwicklung und wie es ist, ein Kochbuch zu einer beliebten Fantasy-Welt zu schreiben. Im Interview erfahrt ihr, welche Überraschungen Liz beim Schreiben erlebte und welche Geschichten aus Exandria ihr besonders am Herzen liegen.
Kannst du uns zunächst ein wenig darüber erzählen, wie du auf ein Projekt wie Rezepte aus Exandria: Critical Role – Das offizielle Kochbuch gekommen bist? Was hat dich dazu motiviert, dieses Buch zu schreiben? Wie bist du zu Critical Role gekommen?
Liz Marsham: Ich bin seit der ersten Hälfte von Kampagne 1 ein Fan von Critical Role und neige dazu, leidenschaftlich über Dinge zu sprechen, die mich begeistern. Auf einer Comic Con habe ich einer befreundeten Redakteurin von Critical Role vorgeschwärmt, und Jahre später erinnerte sie sich an dieses Gespräch und beauftragte mich, The World of Critical Role zu schreiben (vielen, vielen Dank an Elizabeth Schaefer!). Daraufhin wurde ich für Rezepte aus Exandria engagiert. Das Kochbuchkonzept stammt allerdings nicht von mir – das war allein die Idee der Leute bei CR und Random House Worlds –, aber ich habe mich natürlich riesig gefreut, als sie mich fragten, ob ich mitmachen wolle.
Du hast die Rezepte zusammen mit Jesse Szewczyk, Susan Vu und Amanda Yee entwickelt. Wie sah eure Zusammenarbeit aus und was hat jeder von euch in das Projekt eingebracht?
Liz Marsham: Um es einmal vorab klarzustellen: Ich bin keine Köchin und auch nicht besonders kreativ beim Kochen. Ich habe also mein Wissen über die Lore und ein paar alberne Ideen eingebracht; Jesse, Susan und Amanda haben mit mir und dem Redaktionsteam gebrainstormt; und dann haben die drei die ganze Arbeit der Kreation der Gerichte übernommen.
Kannst du uns einen Einblick geben, wie du die Herausforderung angegangen bist, die kulinarischen Aspekte einer Fantasiewelt in echte Rezepte umzusetzen? Was waren die größten Herausforderungen und Freuden dieses Prozesses?
Liz Marsham: Ich habe zunächst eine ellenlange Liste aller Erwähnungen von Speisen erstellt, die ich in der Serie finden konnte, und sie nach den Kontinenten Exandrias sortiert, aus denen die Gerichte stammen. Dann haben wir alle die Liste nach Dingen durchforstet, die wir gerne in Angriff nehmen würden. Am besten fand ich es, wenn ich etwas eher abwinkend ansprach, wie „natürlich können wir daraus kein Rezept machen“, und einer der anderen dann sagte: „Na ja, aber was wäre, wenn ...“ und direkt eine wirklich coole Idee mitlieferte. So entstand eine große Bandbreite an Rezepten für das Buch: von relativ einfachen Smorgasbord-Platten bis hin zu Anleitungen zum Fermentieren von eigenem Alkohol ist alles dabei.
Hast du bei deinen Recherchen oder der Rezeptentwicklung etwas Neues über die Charaktere und die Welt von Critical Role erfahren, dass du vorher nicht wusstest?
Liz Marsham: Es ist nicht so, dass ich den Essensbeschreibungen in der Serie vorher keine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Matt Mercer lässt die Dinge so lecker klingen, dass ich schon oft „Verdammt, Matt!“ gerufen habe und mitten in einer Folge aufgestanden bin, um mir einen Snack zu holen. Aber ich hatte mir sicherlich nicht die Mühe gemacht, Muster in den beschriebenen Gerichten zu erkennen oder mich intensiv mit ihrer Herkunft zu beschäftigen. Als wir über den Aufbau dieses Buches sprachen, wurde mir klar, wie viel Arbeit Matt geleistet hatte, um sowohl die Küchen der einzelnen Regionen voneinander abzugrenzen als auch die von ihm beschriebenen Speisen mit dem Stil der Geschichte, die er erzählte, in Einklang zu bringen.
In dem Kochbuch sind Anekdoten und kleine Insider aus über 250 Critical Role Episoden versteckt. Was ist dein persönlicher Lieblingsmoment oder deine Lieblingsanekdote, die du in das Buch aufgenommen hast, und warum?
Liz Marsham: Es ist unmöglich, einen eindeutigen Favoriten auszuwählen, aber hier ist eine meiner liebsten Anekdoten: Bei unserem ersten Call für das Buch brachte jemand (ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern, wer!) die Idee für „Bad Aim Chicken“ ein, und ich musste so heftig lachen, dass ich mich stummschalten musste. Es war einfach eine so perfekte Hommage, und jedes Mal, wenn ich an diesen Moment in der Show zurückdenke, muss ich wieder schmunzeln. Die Vorstellung, wie Vex auf ihrem Besen herumflitzt und versucht, gekochte Hühner aus der Luft zu schießen, ist natürlich zum Totlachen. Außerdem steckt die Begeisterung des Casts in dieser Szene so an, dass sie einfach Freude macht. Also, ja, für mich ist „Bad Aim Chicken“ auch eine Hommage an die Freundschaft. Ich bin da ein bisschen sentimental.
Wie war die Zusammenarbeit mit den Machern von Critical Role? Gab es besondere Wünsche oder Inputs von ihnen, die deine Arbeit beeinflusst haben?
Liz Marsham: Es war fantastisch, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie ermutigten mich, Lücken in der Lore bei Bedarf improvisierend zu füllen, und bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen meine Idee nicht funktionierte, waren sie immer in der Lage, stattdessen etwas Großartiges zu kreieren. Bei einem unserer Calls unterhielten wir uns über die Anzahl der Hühnchengerichte in Tal'Dorei, und spontan entstand die Idee zum „Great Feathering“. Es ist immer ein Vergnügen, wenn kreative Zusammenarbeit sich spielerisch leicht anfühlt.
Die Critical Role Community ist für ihre Leidenschaft und Kreativität bekannt. Hast du während der Arbeit an diesem Projekt Rückmeldungen von Fans erhalten oder mit ihnen interagiert?
Liz Marsham: Während ich an dem Kochbuch arbeitete und bevor es herauskam, konnte ich nicht viel darüber verraten. Die Leute sagten dann: „Ihr habt doch hoffentlich Fusaka reingenommen?“ oder „Meal‘ ist doch dabei, oder? ODER?“ und ich musste vage Antworten geben. Es war schwierig, denn jedes Mal wollte ich sagen: „Ja, natürlich, wir haben an alles gedacht!“ Jetzt, wo das Buch erschienen ist, ist es fantastisch zu sehen, wie begeistert die Leute von den Rezepten sind
[Anmerkung: Das Fusaka-Rezept findet ihr im Kochbuch übrigens auf S. 112 und was es mit „Meal“ auf sich hat, könnt ihr auf S. 107 nachlesen.]
Was können die Leser, abgesehen von den Rezepten, von Rezepte aus Exandria erwarten?
Liz Marsham: Es gibt wunderschöne Fotos, unterhaltsame Lore-Anekdoten und die Möglichkeit, in Erinnerungen an ihre Lieblingsmomente aus der Show zu schwelgen. Außerdem gibt es hervorragende Illustrationen, darunter ein Werk, das den Schattenbäcker Ephred zeigt, wie er Süßigkeiten an Amandas und mein Alter Ego verkauft.
[Anmerkung: Das passende Rezept „Taschenmuffins vom Schattenbäcker“ und die erwähnte Illustration findet ihr auf den Seiten 104 und 105 im Buch!]
Wie ist es, sowohl ein literarisches Werk wie The World of Critical Role als auch ein Kochbuch über diese Welt zu schreiben? Wie unterscheiden sich die Herausforderungen und Motivationen zwischen diesen beiden Projekten?
Liz Marsham: Jedes Mal hatte ich das Gefühl, dass mir eine große Verantwortung übertragen wurde. Ich schreibe über eine Welt, die für mich und viele andere Menschen, wichtig ist – sie ist ein Geschenk – und ich kann ausführlich über etwas schreiben, das ich liebe, und zwar genau so, wie ich es möchte. Ich habe zuerst The World of Critical Role verfasst, und das war das längste und komplexeste Werk, das ich bis dahin geschrieben hatte. Am Anfang war ich nervös! Aber es war eine so positive Erfahrung, und alle bei Random House Worlds and Critical Role haben mich sehr unterstützt. Als ich dann für das Exandria-Kochbuch zurückkehrte und mich von drei unglaublich talentierten Rezeptentwicklern, die ihre ganze Kreativität einbrachten, neu inspirieren ließ, war ich von Anfang an viel zuversichtlicher.
Für diejenigen, die mit Critical Role oder Fantasy-Küche noch nicht vertraut sind: Hast du Tipps, wie man am besten mit dem Buch arbeitet oder an die Rezepte herangeht?
Liz Marsham: Wenn du neu bei Critical Role bist, würde ich sagen, geh mit diesem Kochbuch um wie mit jedem anderen: Blättere es durch, wähle ein Rezept aus, das lecker und spaßig aussieht, und genieße es. Wenn du mehr über die Hintergründe und Geschichten hinter den Rezepten erfahren möchtest, kannst du im Buch oder online einiges nachlesen – die Kapiteleinleitungen und das Online-Wiki bieten einige großartige Zusammenfassungen für Leute, die sich über vergangene Episoden informieren möchten – oder du bittest einen der freundlichen Critter aus der Nachbarschaft, dir die Geschichte zu erzählen. Vielleicht inspiriert euch das ja dazu, euch eine Folge oder einen Story-Arc gemeinsam anzusehen und von dort aus weiterzumachen. Wenn euch einige der Kochtechniken im Buch neu sind, hey, mir geht es genauso! Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, meinen eigenen Tee geschweige denn meine eigene Mayonnaise herzustellen. Macht es genauso: Beginnt mit dem Rezept, das am spaßigsten klingt, und nutzt euren Erfolg, um euch für das nächste Rezept zu ermutigen. Lasst nicht locker.
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview würde geführt und aus dem Englischen übersetzt von Nadine Kaiser.

Critical Role: Rezepte aus Exandria – Das offizielle Kochbuch
Liz Marsham
192 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-96481-033-5
34,90 Euro
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Zauberfeder